"Das große Muss fehlt einfach!"


nachgedacht - persönliche Gedanken zur Corona-Zeit

Teil 1 der neuen Serie der IGS-Reporter

Drei Wochen „Homeschooling“ – für Lehrkräfte und Familien eine neue Herausforderung, für viele Beteiligte eine belastete Zeit. Doch wie erleben eigentlich unsere Schülerinnen und Schüler ihre „Corona-Ferien“?  Die IGS-Reporter haben zur Beantwortung dieser Frage für sich zusammengefasst, wie sie ihr eigenes „Home-Office“ in den letzten Wochen wahrgenommen haben. Da hierbei sehr persönliche Texte entstanden sind, werden dieses Mal die Namen der Autorinnen und Autoren nicht genannt. Diese Erlebnisberichte werden in den Osterferien in regelmäßigen Abständen hier auf unserer Homepage veröffentlicht.

 

Anastasia*

Die jetzige Zeit mit dem Corona-Virus empfinde ich als sehr entspannt und mir ist die erste Woche vorgekommen, als wäre bereits ein Jahr vergangen. Alle Menschen, die mit dem Virus zu kämpfen haben, haben mein volles Mitleid.

Die Aufgaben, die ich geschickt bekomme von meinen Lehrern, sind alle machbar, aber ich finde, dass es etwas schwieriger ist ohne einen Lehrer, den man noch mal um Hilfe bitten kann. Manchmal kommt es bei mir zu Ungewissheiten und ich fange an zu verzweifeln und denke daran, was wäre, wenn ich die folgenden Aufgaben auch nicht verstehe. Darüber hinaus kommt es oft zu Schwierigkeiten mit den „Learning Apps“. Manchmal ist nicht so recht klar, was wir tun sollen, aber ich habe mit der Zeit gelernt, wie ich mit IServ umzugehen habe. Vorher wusste ich nur, wie ich eine E-Mail verschicken kann. Mittlerweile weiß ich, dass man mit dem Programm der Schule deutlich mehr kann, als nur E-Mails zu verschicken. Da ich mich ranhalten muss, die Aufgaben für die Schule zu erledigen und deswegen keine Zeit habe mich mit Freunden zu treffen, habe ich jetzt etwas mehr Zeit für meine Familie, da man wegen dem Virus ja gezwungen ist zu Hause zu bleiben.

Ich verstehe mich immer besser mit meiner Familie, da wir durch die Einschränkungen alle auf einander achten und mehr Zeit miteinander verbringen, durch verschiedene Aktivitäten, wie zum Beispiel Backen, Kochen oder Familienspiele. Die ersten Wochen bestand mein Alltag aus Schlaf, Essen und noch mehr Schlaf, aber in kürzester Zeit wurde auch das langweilig.

Aus Langeweile kam ich dazu über mein Leben nachzudenken. Es tauchten Fragen auf, die ich mir schon viel früher hätte stellen sollen. Ich fragte mich, was ich an meinem Leben verändern möchte oder was ich gerne einmal erreichen will und was ich bisher schon erreichen konnte. Die Fragen haben mich so sehr beschäftigt, dass ich mir in derselben Nacht vorgenommen habe, etwas zu ändern und bin auf Grund dessen sehr motiviert dazu. Ich fing mitten in der Nacht an mein Zimmer aufzuräumen und sah dies als Start in ein neues Kapitel in meinen Leben. Ich beschloss jeden Tag ein Workout abzuschließen, aber das reicht mir nicht, deswegen habe ich, unter anderem, beschlossen, für meine Familie zu kochen und meinem Vater im Haushalt zu helfen.

Ich bin zwar nicht die Gläubigste, aber ich glaube schon an Gott und meiner Meinung nach ist die jetzige Phase ein Test von Gott für die heutige Gesellschaft, um zu schauen, wie solidarisch wir und unsere Mitmenschen sind und wie schlecht oder gut es für uns aussehen könnte im Ernstfall. Außerdem lernen wir wieder einander zu schätzen, füreinander da zu sein und denen zu helfen, die sich selbst auf Grund der aktuellen Lage nicht helfen können.
 



Carolina*

Seit knapp drei Wochen sind wir jetzt schon außerplanmäßig zu Hause in den „Corona-Ferien“. Ich will nun mal erzählen, wie sich mein Alltag seitdem gestaltet.

Es ist eine ziemlich merkwürdige Zeit, man kann sich nicht mehr mit Freunden treffen, kein Jugendraum mehr am Wochenende. Allerdings muss ich auch sagen, dass auch alles etwas entschleunigt ist. Das große Muss fehlt einfach. Ich habe jetzt mehr Zeit für andere Sachen, verbringe meine Zeit jetzt damit, verschiedene Rezepte auszuprobieren, helfe im Garten mit und habe angefangen, unsere Eckbank abzuschleifen und neu zu streichen. Morgens gehe ich immer eine große Runde mit unserem Hund (Schrittziel von 10.000 auf 15.000 hochgesetzt).

Die Sache mit dem „Home-Schooling“ ist auf alle Fälle etwas anderes. Bis jetzt waren die gestellten Aufgaben gut verständlich und lösbar. Ich finde die Arbeit mit dem Laptop ziemlich gut. Natürlich nutze ich die Zeit auch für Netflix und ab und an greife ich auch mal zu einem Buch. Die Stimmung bei uns zu Hause ist ganz entspannt. Wir schauen schon relativ viele Nachrichten und sprechen auch über die Situation mit Corona. Angst habe ich keine, aber die Einschränkungen sind schon blöd.

* Die genannten Namen wurden verändert