"Unterricht auch in Distanz dazu da, Fehler zu machen und daraus zu lernen."


Pädagogischer Umgang mit der Corona-Krise im IGS-System

Schulsystem der IGS Schlitzerland ermöglicht auch in der Pandemie individuellen Blick auf Kinder und Jugendliche

Das vor wenigen Tagen abgeschlossene Schulhalbjahr ist auch für die Schüler- und Lehrerschaft der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Schlitz eine ungewöhnliche und herausfordernde Erfahrung gewesen. Unterricht auf Distanz für die Jahrgänge 5 bis 8, für die Abschlussklassen jedoch direkt in der Schule, zusätzlich noch Notbetreuungsgruppen für die Jahrgänge 5 und 6 und mittendrin der Wechsel in das neue Schulhalbjahr inklusive Notenkonferenzen, Zeugnisausgaben und neuem Stundenplan: Auch an der IGS Schlitzerland bedeutet die derzeitige Phase in der Corona-Pandemie eine ungewöhnliche und herausfordernde Zeit für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern und auch für das Kollegium. Unterschiedliche Lernvoraussetzungen in den Familien und noch längst keine flächendeckende zufriedenstellende technische Ausstattung erfordern einen sensiblen und pädagogischen Umgang mit der Krise, um Verunsicherung und Druck bei Kindern und ihren Eltern zu vermeiden.

Durch das System der integrierten Gesamtschule sind es die Lehrkräfte gewohnt, einen individuellen Blick auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler zu behalten. Heterogenität und Vielfalt wird seit jeher als Chance empfunden, jedes Kind individuell fördern zu können. Diese Haltung zahlt sich nun in der aktuellen Pandemie besonders aus: Durch längeres gemeinsames Lernen unter Berücksichtigung der individuellen Fähigkeiten der Kinder und der behutsamen Zunahme an differenziertem Kursunterricht können alle Kinder entsprechend ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit und Lernbereitschaft unterrichtet werden. Die IGS führt ihre Schülerinnen und Schüler zu allen Schulabschlüssen und bietet besonders im gymnasialen Bildungsgang ein entspannteres Lernen nach dem klassischen G9-System an.

Und so registriert der zuständige Stufenleiter Alexander Dörr dieser Tage auch eine erhöhte Nachfrage an Plätzen für den kommenden 5. Jahrgang, für den derzeit das Anmeldeverfahren läuft: „Unser System und besonders auch unser Kollegium, das alle Lehrämter vertritt, ist in der Lage, auf individuelle Stärken und Schwächen gezielt einzugehen – und dies ganz ohne Sitzenbleiben“, erklärt Dörr. „Uns allen muss klar sein, dass aufgrund der weltweiten Corona-Situation die Wissensvermittlung an allen Schulen langsamer vorangegangen ist als zu normalen Zeiten. Dies verunsichert gerade auch Eltern, deren Kinder vor dem Übergang auf eine weiterführende Schule stehen. Ganz klar ist, dass dies keinem Kind zum Nachteil gereichen darf: Wir müssen vielmehr jedes Kind individuell in den Blick nehmen und entsprechende Lernanreize setzen.“

 

Zuverlässigkeit, Fleiß und Anstrengungsbereitschaft wesentliche Kriterien für erfolgreiche Beschulung im Distanzunterricht

Um auch für die Schülerinnen und Schüler im Distanzunterricht ein verlässliches und fundiertes Lernangebot zu schaffen, haben alle Lehrkräfte der IGS in Zusammenarbeit mit der Schülervertretung (SV) der IGS Schlitzerland nach den Vorgaben des Hessischen Kultusministeriums (HKM) gemeinsam Kriterien festgelegt, die einen möglichst einheitlichen Umgang mit Ergebnissen des Distanzunterrichts gewährleisten und allen Beteiligten der Schulgemeinde mehr Sicherheit im Umgang mit dem Distanzunterricht bieten. Bei der Bewertung der gestellten Aufgaben sollen, so die einheitliche Meinung aller Fachbereiche und der SV, besonders die Anstrengungsbereitschaft, der gezeigte Fleiß sowie der erkennbare Eigenanteil im Vordergrund stehen. „Nicht alle Aufgaben müssen zu jeder Zeit perfekt gelöst sein, Unterricht ist schließlich auch dazu da, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen.“, so Alexander Dörr. „Viel wichtiger ist, dass Kinder ihre Aufgaben möglichst selbstständig und so gut es geht bearbeiten. Bei aufkommenden Fragen greift zunächst unser schulinternes Konzept der sog. Lernteams, welche jeweils aus einer Gruppe von vier bis fünf Schülerinnen und Schülern besteht. Hierbei sollen die Kinder sich zunächst untereinander weiterhelfen.  Natürlich steht für die Lösungsfindung auch die Fachlehrkraft zur Verfügung.“

Bei der Konzeption der Unterrichtsinhalte und der konkreten Aufgaben ist es für die Verantwortlichen an der IGS wichtig, Kinder möglichst positiv zu bestärken und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl zum einen unnötigen Druck zu vermeiden, zum anderen aber auch weiterhin zum Lernen anzuregen und zu motivieren. So können alle Kinder auch weiterhin entsprechend ihrer aktuellen Lernausgangslage gut auf die unterschiedlichen Schulabschlüsse und einzelnen Jahrgangsziele vorbereitet werden.

Das Kollegium stellt erfreut fest, dass viele Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben, die gemäß den Lehrplänen erstellt werden, selbstständig erledigen. Auch die Jugendlichen der Abschlussklassen, die momentan in Präsenz unterrichtet werden, halten sich zuverlässig an die Regeln und Vereinbarungen, die Schule und Unterricht so anders aussehen lassen als gewohnt. So konnten beispielsweise die Präsentationsprüfungen des Bildungsgangs Realschule Ende Januar dadurch reibungslos und gut durchgeführt werden.

Natürlich freuen sich alle auf eine möglichst bald zurückkehrende  Normalität. Diese Krise zeigt jedoch auch, dass die Schulgemeinde der IGS Schlitzerland gemeinsam auch stürmischere Zeiten bewältigen kann. Das Kollegium und die Schulleitung sind überzeugt, dass es gemeinsam mit Eltern und Schülerschaft weiterhin gut zu schaffen ist, die Kinder verlässlich, in großer Ruhe, Besonnenheit und Sicherheit durch die herausfordernde Zeit des notwendigen Distanzunterrichts zu begleiten.