Stillleben - Bühne frei für die Stille


Stillleben - Bühne frei für die Stille

Wie klingt die Stille der nicht-gespielten Töne und der nicht-gesprochenen Worte? Wann sollte die Welt besser stillstehen? Wann ist alles so still, dass man laut schreien möchte? Wie verändern sich Raum und Zeit, wenn es ganz still ist?

Einem besonderen Thema boten 45 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Schlitzerland die Bühne: der Stille. Unter der künstlerischen Leitung der Theater- und Opernregisseurin Dina Keller-Metje widmeten sich die Klasse 7.1 (Klassenlehrerin Hannah Busch) und die Klasse 7.2 (Klassenlehrer Carsten Lindenlaub) in den vergangenen beiden Wochen dem Thema. Sie erforschten es künstlerisch, setzten ihre Ergebnisse und Geschichten in Szene und präsentierten ihre Projekte im Theatersaal der Schule.

Die Regisseurin Dina Keller-Metje begleitete die Jugendlichen zunächst in den Stadtraum. Hier erforschten sie das Thema Stille performativ und nahmen den einen oder anderen Ort in Schlitz unter die Lupe – beziehungsweise ins „Verhör“.  Die Klassen widmeten sich in selbstentwickelten Experimenten den Fragen „Wo und wie können wir Stille spüren?“, „Wie kann uns Stille unseren Wünschen näher bringen?“ oder „Was erzählt ein ausgewählter Quadratmeter über die Stille?“. Eine Gruppe der Klasse 7.2 deutete sich hierzu beispielsweise eine Pfütze auf dem Schulgelände aus, die – gefroren – zunächst eine glatte, eisige Stille ausstrahlte, bei genauerem Hinsehen und –hören unter dem Eis allerdings bewegungsreichen Pfützengrund aufwies: Stille als lebendiger Untergrund. Von einem kahlen Baum als Untersuchungsobjekt ausgehend, folgte eine andere Gruppe der Klasse ihrer These von Stille als kaltem Windhauch.

Ein Team der Klasse 7.1 ging der Frage nach, wie man Stille verschenken könnte. Da die selbst erstellte Versuchsanordnung, Iglus zu bauen, die im Inneren die Erfahrung von Stille ermöglichen, mangels Schnee nicht realisiert werden konnte, wurden die Iglus in Miniaturform aus eigenen Händen gestaltet. Auf die Frage bezogen, wie man die Stille des Weltalls auf die Erde holen könnte, entwickelten die Schülerinnen und Schüler eine Experimentanordnung, in der die Sonne geklaut und zu Sonnenstaub vermahlen würde: Auf der Erde würde ohne Sonne alles dunkel und leer werden – und die Stille des Weltalls könnte so Einzug halten.

Auch der Landesmusikakademie Hessen stattete die Klasse 7.1 auf Einladung von Lothar Behounek, dem Direktor der Akademie, einen Besuch ab. Als professioneller Musiker – und somit als Experte für Klang und Stille – berichtete Herr Behounek aus seiner Erfahrung heraus über die Stille und erläuterte, wie mannigfaltig Stille empfunden werden könne: In der Musik ließe sich beispielsweise  durch den Einsatz von Stille Spannung aufbauen – im Privatleben hingegen könnten Momente der Stille oftmals für Entspannung sorgen. Am Ende des Besuchs erhielt die Klasse die Möglichkeit, durch das Anschlagen eines Tamtams – allgemeinhin bekannt als großer Gong – Klang und Stille mit allen Sinnen zu erfahren.

Unter der Regie von Dina Keller-Metje erlernten die beiden Klassen erstes Theaterhandwerk und setzten ihre Erkenntnisse und Geschichten auf der Bühne in Szene. Sich der großen Herausforderung der Theaterarbeit zu stellen, dafür zollte nicht nur das Publikum, sondern auch die Regisseurin den beiden Klassen großen Respekt. Denn diese Herausforderung bedeutete in diesem Fall, sowohl von der Stille auf der Bühne zu erzählen als auch Stille auf sinnlicher Ebene für das Publikum erfahrbar werden zu lassen.

Mit diesem Theaterprojekt setzt die Gesamtschule Schlitzerland auch im Jahr 2020 die Zusammenarbeit mit der Dina Keller-Metje fort. Seit nunmehr sechs Jahren erarbeiten die Klassen der Gesamtschule in dieser Kooperation künstlerische Projekte und tauchen für diesen Zeitraum in die Welt des Theaters ein. Weitere Projekte für das kommende Schulhalbjahr sind in Planung – kurz vor den Sommerferien im Rahmen der Projektwoche sogar ein Musical.